Mitgefühl fördert friedvolle Kommunikation

Mitgefühl oder Mitleid – das ist hier die Frage?

Die Nachrichten über Krisen, Leiden, Anschläge, Verbrechen überschlagen sich. Kaum kommt man zum Verdauen der Nachrichten, dann sind schon die nächsten schweren Schlagzeilen sichtbar. Zuversichtlich zu bleiben, ist eine hohe Kunst in diesen krisengeschüttelten Zeiten.

Meine (Stefanie) Erfahrung ist, dass mehr und mehr Menschen versuchen, Probleme mit Argumenten und Verstand zu lösen. Sie finden Beweise und Begründungen für ihr Handeln. Dabei vergessen Menschen oft ihr eigenes Gefühl. In meinen Trainings erlebe ich sogar, dass wenn ich Teilnehmende frage, was fühlst Du gerade? Sie ihr Gefühl nicht benennen können. So erscheint es auch, wenn sie andere leiden sehen. Typische Floskeln in diesen Augenblicken sind dann oft aus einer Hilflosigkeit heraus:

„Das tut mir aber leid!“ „Wird schon wieder!“ „Mach Dir nichts draus, es wird schon wieder aufwärts gehen!“ „Ich wünsche Dir, dass es Dir bald besser geht!“ Wer dies schon einmal erlebt, weiß dass diese Äußerungen genau das sind, was mensch in den schweren Augenblicken nicht (!) braucht. Und da kommt das Mitgefühl ins Spiel.

Was ist Mitgefühl (Mit-Fühlen) eigentlich?

Meine eigenen Empfindungen spüren im Angesicht „des Leidens/ der Freude“(„der Gefühle“) meines Gesprächspartners.

Im Unterschied dazu steht das empathische Mitleid, welches zum Ausdruck bringt, dass ich mitleide, also dasselbe Gefühl entwickle wie der Gegenüber.

Es geht um jegliche Gefühle: Leid, Ärger, Wut, Trauer und genauso Freude, Euphorie oder Begeisterung. Sobald ich Mitgefühl bei mir wahrlich spüren kann, bei Ärger oder Trauer, kommt fast automatisch der Wunsch, Zuwendung zu geben und damit entsteht Wärme zwischen uns Menschen. Und ebenso schön, wenn nicht sogar noch erhebender ist, wenn wir uns Mit-Freuen können, wenn andere Erfolg haben oder etwas erzählen, bei dem ihre Augen glänzen.

Mitgefühl in Unternehmen ist aus meiner Sicht selten geworden.

Die Gründe hierfür sind vielfältig: keine Zeit, Drang nach Macht, Wunsch Geld zu verdienen, fehlendes Mitgefühl für sich selber und auch die fehlende Erfahrung, dass andere mit einem selbst Mitgefühl haben. Oder vielleicht sind Menschen auch müde geworden, ob des vielen Leids, welches Weltweit zu sehen ist. Oder haben manche Menschen auch Angst davor, ihre eigenen originären Gefühle wirklich zu spüren, weil sie nicht wissen, wie sie mit dem Gefühlschaos umgehen können? Ist es auch manches Mal eine Schutzstrategie für sich selber, wenn mit Floskeln reagiert wird?

Ich werbe für Mitgefühl – egal für wen – wenn wir es wirklich schaffen, in unsere Gesprächspartner:innen einzuFÜHLEN, dann finden wir auch einen Weg, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Schon Viktor E. Frankl sagte: „Das Gefühl ist immer feinfühliger, als der Verstand scharfsinnig sein kann“.

In diesem Zusammenhang sei auch auf das Hörbuch vom Dalai Lama „Seid Rebellen des Friedens“ hingewiesen, in dem er zur Rebellion des Mitgefühls aufruft. Frieden kann nur über unser Mitgefühl gelingen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass sie selbst die Erfahrung machen dürfen, dass Ihre Mitmenschen Mit-Gefühl mit Ihnen haben und nicht hilflos irgendwelche Beileidsbekundungen oder Fröhlichkeitsfloskeln von sich geben. Und ich wünsche Ihnen, die Erfahrung, was zwischenmenschlich entstehen kann, wenn tiefes Mitfühlen möglich wird.